19. Motorradgottesdienst der KLJB Eichstätt trotz Hitze gut besucht
Am Samstag , den 4. Juli, waren bei gnadenlos hohen Temperaturen vierzig Motorräder auf der traditionellen gemeinsamen Ausfahrt unterwegs, welche quer durchs Altmühltal und auch nach Ingolstadt ins Audi-Museum führte. Beim anschließenden Motorradgottesdienst (Mogodi) der KLJB Eichstätt standen bereits sechzig PS-starke Zweiräder vor der gut gefüllten Spindeltalkirche bei Wellheim.
Trotz Hitze – Ausfahrt spitze!
„Wir hatten schon Befürchtungen, dass wegen der Wärme keiner kommt“, gibt Albert Bachl von der 7-köpfigen Mogodi-Vorbereitungsgruppe zu, „aber die Alteingesessenen sind gekommen und neue Gesichter habe ich auch gesehen. - Ja, wir sind sehr zufrieden!“
Vierzig Leute in zwei Gruppen (eine gemächlichere für Mopeds und Fahranfänger und eine flotte für PS-starke Routiniers) waren am Samstag von Eichstätt über Kipfenberg und Wettstetten ins Ingolstädter Audi-Museum unterwegs, wo eine Führung durch das „schattige“ Museum den verschwitzten Bikerinnen und Bikern Erholung bot. Nach dieser Rast bei historischen PS ging es wieder in die Praxis, besser gesagt nach Bergheim bei Neuburg a.d. Donau auf den Verkehrssicherheitsplatz, bevor die Fahrt bei Konstein und Wellheim vor der Ruinenkirche im Spindeltal endete.
Fremd ist der Fremde nur in der Fremde
Der Thalmässinger Pfarrer Michael Rasche konnte zusammen mit dem ehemaligen KLJB-Diözesanpräses und Mogodi-„Urgestein“ Pfarrer Wolfgang Butzer rund einhundert Menschen zum mittlerweile 19. Motorradgottesdienst begrüßen. Über die Hälfte war mit dem Motorrad angereist: Vor der Kirche parkten, hübsch aufgereiht, sechzig heiße Öfen und gaben neben der mittelalterlichen Ruinenkirche ein ungewöhnliches Bild ab. Leider war es auch im Inneren der Kirche nicht annähernd so kühl wie erwartet, was aber niemanden einknicken ließ.
Pfarrer Rasche hatte sich von einem Dialog Karl Valentins mit Liesl Karlstadt, geschrieben 1940, zu seiner Predigt inspirieren lassen: Fremd ist der Fremde nur in der Fremde. „Die Krisen in Europa, aber auch an den Rändern Europas und darüber hinaus, diese Krisen bekommen auch wir in unseren Orten zu spüren, wo Flüchtlinge untergebracht sind“, begann er einen eindringlichen Überblick über das Elend der Menschen, die zur Flucht aus ihrer Heimat gezwungen sind, sei es durch Krieg, Verfolgung oder Hunger und an die zahlreichen, die diese Flucht nicht überlebten.
Wer sind Flüchtlinge, wer Einheimische?
Er forderte mehr Menschlichkeit im Umgang mit Flüchtlingen: „Es ist absurd, dass Handwerksbetriebe hierzulande dringend Lehrlinge und Mitarbeiter suchen und gleichzeitig Flüchtlinge nicht arbeiten dürfen. Es ist ebenso absurd, wenn für Großprojekte wie den Berliner Flughafen Milliarden um Milliarden aufgestockt werden und dann auf finanzielle Schwierigkeiten verwiesen wird, wenn es um eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen geht.“ Insbesondere lobte der Pfarrer die Haltung des Papstes Franziskus, welcher bspw. vor zwei Jahren die mit gestrandeten Flüchtlingen überfüllte italienische Insel Lampedusa besucht hatte – „da, wo Europa nicht am strahlendsten ist“, so Rasche.
Dass die Grenzen zwischen Fremden und Einheimischen nicht immer klar gezogen werden können, verdeutlichte Pfarrer Rasche mit einem Beispiel aus seiner Gemeinde Thalmässing. Nach dem Dreißigjährigen Krieg völlig verlassen, wurden in dem Ort Protestanten aus Österreich angesiedelt – Flüchtlinge –, ebenso nach dem 2. Weltkrieg, als zahlreiche sudetendeutsche Flüchtlinge in Thalmässing eine neue Heimat fanden. Die Nachfahren der Österreicher und Sudetendeutschen sind nun Einheimische, die sich nicht mehr fremd fühlen.
Sammelaktion und Fahrzeugsegnung
Fahrlehrer Bene Bittlmayer, neben Viola Götz, Albert Bachl, Michael Heiß, Anton Mayer, Pfarrer Rasche und Heinz Hauke der Mogodi-Vorbereitungsgruppe angehörig, erzählte von einem seiner Ex-Fahrschüler, an den die Kollekte gehen wird. Der junge Mann sitzt nach einem Motorradunfall hinter Buxheim im vorigen Jahr im Rollstuhl und muss nun sein Haus umbauen. Von so einem Schicksal sichtlich bewegt, griffen alle Biker noch etwas tiefer in die Tasche, in der Hoffnung, die Härte dieses Schlages doch ein wenig mildern zu können. Auch die gelungene musikalische Gestaltung des Gottesdienstes durch „Viva la Lieda“ aus Linden und Euerwang fing die Gemeinde immer wieder auf.
Nach dem Gottesdienst wurden als Erinnerung Anstecker mit dem Motto der Predigt verteilt und unter Glockenklang und Motorendonner segneten die Pfarrer Rasche und Butzer alle Fahrzeuge vor der Kirche, „auf dass sie nicht geblitzt werden“, so Michael Rasche augenzwinkernd.
Anschließend ließen die Gottesdienstbesucher den Abend bei kühlen Getränken und Gegrilltem hinter der Ruinenkirche ausklingen, wobei erwähnt werden darf, dass die OG Nassenfels an diesem Tag schwer am Start war – sowohl im Felde der Biker als auch in Sachen Grill-Crew.
Nastasia Radtke