Affen, Obst und ein bisschen zu viel Bauch, Beine, Po

Die Studienreise zum Bodensee im Rückblick

 

Wir haben den Weg aus der Diözese Eichstätt zur Insel Reichenau fast geschafft, nur noch wenige Kilometer – dann die Nachricht: der Busfahrer muss Pause machen. Wahrscheinlich sind die meisten froh. Der Ausstieg bietet eine Flucht vor der 37. Wiederholung Shirin Davids „Bauch, Beine, Po“ – das Lieblingslied der KLJB Deining, das uns noch vier Tage lang begleiten wird. KLJBler*innen schwärmen in alle Richtungen aus. Manche treibt es unten ans Wasser. Es breitet sich ein Panorama aus, das man an der Straße hinter der Hecke nicht erwartet hätte. Unsere erste Begegnung mit dem Bodensee für dieses Wochenende: Er zeigt sich in voller Pracht. Jetzt werden erstmal Steine geflitscht. Dann aber schnell weiter.

 

Im Münster St. Maria und Markus warten schon einige fromme Menschen aus Reichenau, um mit unserem Präses Markus und uns den Gottesdienst zu feiern. Laute Schlucker und tiefe Töne halten uns nicht davon ab, die Reliquien des Heiligen Markus ordentlich zu besingen. Mit dem Gottesdienst ist die Fahrt offiziell eröffnet: Das Hop on-Hop off kann losgehen.

 

 

Hop in – hop off: Willkommen am Affenberg in Salem, im Alpenwildpark auf dem Pfänder in Bregenz und im Freizeit- und Wildpark in Allensbach. Während dieser Studienfahrt war kein wildes Tier vor uns sicher. Den Affenberg in Salem erkundeten wir Donnerstagnachmittag in Kleingruppen. Die Mitarbeitenden erklärten uns das dahinterstehende Konzept: Die Berberaffen, die eigentlich in Nordafrika leben, dort aber vom Aussterben bedroht sind, leben hier wie in freier Wildbahn – nur ohne natürliche Fressfeinde. Wir bestaunten kleine Affenfamilien, beobachteten die Rangordnung unter den Tieren bei der Fütterung und schossen Fotos von und mit Affen. Keine Affen, aber unter anderem Hirsche, Wölfe und Wildschweine erwarteten uns am Sonntag in Allensbach. Hier wurden wir fachkundig durch ein Wildgehege mit freilaufenden weißen Hirschen geführt. In Sachen Wildtier macht uns so schnell keiner mehr was vor! Auch am Samstag auf dem Pfänder in Bregenz, einem Berg auf der österreichischen Seite des Bodensees, begegneten wir Steinböcken und Mufflons. Die Murmeltiere murmelten sich leider vor uns ein. Der eigentliche Grund für unseren Besuch hier waren aber eine Kräuterwanderung und eine Führung mit Informationen zur Geologie des Berges. Wir wissen jetzt, wie die Alpen entstanden sind, und bringen einige Tipps für die Hausmedizin mit nach Eichstätt.

 

Und wir haben noch mehr im Gepäck: köstliches Tafelobst und edle Tropfen. Hop in – hop off: Brennerei „Brennlust“ und „Lindenwirts“, Hof mit Direktvermarktung. Natürlich schlug unser Landjugendherz auch auf der Studienfahrt für die Landwirtschaft. Gleich zwei Höfe durften wir uns am Samstagnachmittag ansehen. Hof Nr. 1 bot uns einen Einblick in den Obstanbau. Die Landwirtin erzählte uns von ihrem Plan, immer mehr weg von der Tafelobst-Produktion auf das Schnapsbrennen umzustellen. Sie zeigte uns, wie man Bäume so veredelt, dass sie die gewünschten Früchte tragen und wie man aus diesen Früchten dann Obstbrände herstellt. Im Nachbardorf wartete Hof Nr. 2 mit einem sehr jungen Besitzer, der uns durch seinen Kuhstall zu seinen Maschinen führte. Neben Milchvieh wird hier außerdem Ackerbau, Saatgutvermehrung und Direktvermarktung betrieben. Und dafür packt die gesamte Familie mit an: Am Abend wurden wir während einer Schnapsverkostung von den Familienmitgliedern mit „Dünnerle“ verköstigt. Sammy und Steff brachten uns zu späterer Stunde mit Gitarre und Ziehharmonika ins Schunkeln.

 

Auf keinen Fall dürfen wir dieses Highlight unserer Fahrt vergessen: Hop in – hop off: Campus Galli. Hier im Freilichtmuseum wird ein karolingisches Kloster aus dem 9. Jahrhundert nachgebaut – und zwar nur mit dem Handwerk von damals. Ein aus einem Tonkrug trinkender Mann in einer Kutte führte uns von Gebäude zu Gebäude und erklärte, wie lang man braucht, um so zu bauen. Lange! Im Mittelalter hatte man noch Zeit. Schneiderinnen, Schmiede und Steinmetze zeigten uns in ihren Werkstätten ihr Handwerk und wir waren begeistert.

 

 

Ihr denkt jetzt, was für ein stressiges Programm? Nicht nur! In Wirklichkeit begegneten wir uns abends zufällig in den gleichen italienischen und griechischen Restaurants, Bars und der einen Disco Friedrichshafens, nachdem wir das imitierte Oktoberfest inspiziert hatten. Hätte Friedrichshafen gewusst, dass genau an diesem Wochenende echte Expert*innen der bayerischen Kultur die Stadt okkupieren werden, hätten sie das Oktoberfest vielleicht auf ein anderes Datum gelegt. Zum Bedauern der älteren Menschen in unseren Nachbarzimmern schlummerten wir nicht an allen Tagen geschafft vom vielen Programm direkt ein. Also, seid ihr nächstes Jahr auch am Start, wenn es nach Pilsen und Prag geht? Auf diese Frage gibt es nur eine Antwort.